Berührend nachhaltig – zur Lesung von Shida Bazyar

  09.06.2022 Schule&Bildung, Romanshorn, Salmsach

Sehr direkt und schülernah zeigt sich die deutsche Schriftstellerin im Gespräch über Rassismus und Sexismus sowie ihrem thematisch damit verknüpften Roman «Drei Kameradinnen» an der Kanti Romanshorn.

Warum sie gerade drei weibliche Hauptfiguren gewählt habe, wird Shida Bayzar gefragt. Sie führt das auf einen Mangel zurück, und zwar einen Mangel an positiv konnotierten Frauenfreundschaften. Statt die traditionsreiche geballte Männlichkeit wie in Remarques «Drei Kameraden», dem Schlüsselmoment für ihren Roman, fortzuführen, schafft Bazyar ausgleichend einen weiblich geprägten Kosmos voll «merkwürdiger Reibungen». Denn die drei Frauen sind Rassismus- und Sexismuserfahrungen ausgesetzt, anhand derer sie sich in Solidarität üben und verschiedene Bewältigungsstrategien erproben: ignorieren, intervenieren, thematisieren.

Doch auch sie selbst treten in «rassistische Fettnäpfchen», scheinen nicht über alle Zweifel erhaben oder gar allwissend, wie die Figur Kasih sich gerne darstellt. Dadurch relativiert Shida Bazyar das Erzählte, spiegelt die Ambivalenz den Lesenden, ohne Tatsachen zu leugnen. «Was ändert es, ob es wahr ist?», fragt sie in die Runde. «Trotzdem gibt es Rassimus.» Dafür zu sensibilisieren, die Wahrnehmung zu steuern, das vermag sie wohl mit ihrem Roman. Das Denken und die gesellschaftlichen Strukturen zu verändern, würde aber einen kompletten Systemwechsel bedeuten, von dem sie selbst nicht wüsste, wie dieser funktionieren sollte. Umso besser und präziser weiss Shida Bayzar auf die Fragen des Moderationsduos Hatice Covüt und Dominik Jörger sowie weiterer Schülerinnen und Schüler einzugehen. Shida Bayzar erweist sich als begeisterungsfähige und emphatische Gesprächspartnerin, deren differenzierte Aussagen sicher nachhallen werden.

Mélanie Deiss


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