Flug über die Grenze

  31.10.2024 Kolumnen, Uttwil

Nun hat der Bundesrat mächtig Rückgrat bewiesen. Den Einkaufstouristen, die von der Schweiz nach Konstanz pilgern, soll der Garaus gemacht werden. Die Wertfreigrenze wird massiv herabgesetzt.

Lachmöwe gönnt sich auch zwei- oder dreimal im Jahr einen Flug zur Stadt am Seerhein. Mangels gleichwertiger Fische im Obersee pickt sie sich jeweils bei Nordsee ein Fischbrötchen und geniesst es, von den Höhen des Münsterdachs den Touristenstrom aus der Schweiz zu beobachten. Sie sind irgendwie leicht auszumachen an Kleidung, On-Schuhen und ihrem Gebaren in den Geschäften, die Schweizer. Bald werden sie an den Kassen die einheimische Bevölkerung nicht mehr wegdrängen und die Konstanzer wieder sich selbst überlassen. Oder etwa nicht?

Ging es dem Bundesrat einfach darum ein politisches Rauchzeichen zu setzen oder den armen Schweizern etwas Geld für das gebeutelte Bundeskässeli abzuzwacken? Letzteres würde doch passen. Hat man der CH-Wirtschaft Anfang 2024 mit der Abschaffung der Einfuhrzölle auf nicht landwirtschaftlichen Produkten ein Geschenk gemacht – geringe 900 Millionen sollen es sein –, muss nun wieder der kleine Mann blechen. Gespannt darf man sein, welche Kanonen der Bundesrat gegen die wirkliche Konkurrenz des Detailhandels – die Billig-on-line-Händler aus dem asiatischen Raum oder die margengierigen Zwischenhändler – in Position bringt. Aber wie heisst es doch: «Die Grossen lässt man laufen, die Kleinen hängt man auf!» Und, welche Retorsionsmassnahmen trifft nun die EU? Senkt sie auch die Wertfreigrenze von derzeit 300 Euro oder verbietet ihren Bewohnern die Einfuhr von Käse, Schokolade oder Nudeln aus der Schweiz?

Die (politische) Lachmöwe


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