Der Sound der Wut und der Würde
16.04.2025 Schule&Bildung, RomanshornBehzad Karim Khani las an der Kantonsschule Romanshorn aus seinem Roman «Als wir Schwäne waren».
Was ist das für ein Autor, der so wuchtig und zugleich so poetisch schreiben kann? Dessen Roman «Als wir Schwäne waren» voller Gewalt ist, im Untertext aber viel Zartheit mitschwingt.
Inzwischen ein erfolgreicher Schriftsteller, gab Khani gleich zu Beginn des Gesprächs zu, dass es ihm an Schulen wohl sei: «Hier werde ich verstanden, in klassischen Literaturhäusern nicht unbedingt.»
Der Roman erzählt von Reza, der nach der Flucht seiner Familie aus dem Iran in einer westdeutschen Mietskasernensiedlung lebt, in der es nach Armut riecht und die Gesetze der Gewalt gelten. Der Bub erfährt Kränkung und die Demütigung, die er auch in den Alltagserfahrungen seiner Eltern wahrnimmt, verwandelt sich bald in ein viel mächtigeres Gefühl: in eine Wut, die den Sound des Romans bildet.
«Als wir Schwäne waren» ist autobiografisch eingefärbt, aber der Autor betonte im Gespräch mit Lea Seitter (3Mb) und Rebaz Sayed (3Mb), dass es sich um fiktive Literatur handle. Khani kommt aus den beschriebenen schwierigen Verhältnissen; er kennt, worüber er schreibt.
Als Schriftsteller wolle er den erfundenen Charakteren gerecht werden, auch in ihrer Würde. Persönlich hat Khani ein schwieriges Verhältnis zu Deutschland, sein Schreiben aber versteht er als Hommage an die deutsche Sprache. «Deutsch bringt eine grosse Verantwortung mit sich, da man bis zum letzten Wort präzise sein muss. Ein ‹nicht› am Ende eines langen Satzes dreht den gesamten Inhalt um.»
«Als wir Schwäne waren» bezieht sich im Titel auf die Tatsache, dass Schwäne Zugvögel, in unseren Breitengraden aber in jeder Jahreszeit präsent sind.
Und was ist mit den Menschen? Jene, die eine Heimat verlassen haben – finden sie eine neue am neuen Ort? Auch Reza stellt sich am Ende des Buches, jetzt als erwachsener Mann mit einem Sohn, diese Frage.
Die Fragen und Reaktionen der Schüler bestätigten Behzad Karim Khani: Von den Jugendlichen wird sein Roman verstanden.
Daniela Colombo / Redaktion