Herausforderung Zentrumslasten

  23.10.2025 Politik, Romanshorn

Auf einer Tour durch den Thurgau zeigten Valentin Hasler, Vizestadtpräsident Weinfelden, Gabriel Macedo, Stadtpräsident Amriswil, und Ralph Engel, Abteilungsleiter Anlagen und Betriebe der Stadt Romanshorn, anhand einiger konkreter Beispiele, vor welchen finanziellen Herausforderungen die städtischen und regionalen Zentren des Thurgaus stehen. Diese betreffen verschiedene Bereiche des Lebens.

Die kantonalen Zentren erbringen und übernehmen zahlreiche Aufgaben, die weit über Gemeindegrenzen hinausgehen und für die Bevölkerung der ganzen Region dienen, aber hauptsächlich nur durch die Standortgemeinden finanziert werden. Diese betreffen fast alle Bereiche des Lebens, wie Angebote für Bildung und Kultur, Infrastruktur für Freizeit und Sport, Tourismus, Verkehrsinfrastruktur und Sicherheit.

Fairer Ausgleich für Zentrumslasten
Als eines der sechs kantonalen Zentren trägt auch Romanshorn – als Bildungsund Sportstadt − Dienstleistungen und (Freizeit-)Infrastrukturen, wie beispielsweise das Eissportzentrum Oberthurgau, die regional, kantonal und international genutzt werden. Diese gehen weit über die eigenen Bedürfnisse hinaus. Ohne fairen Finanzausgleich seien sie gefährdet. «Sie kommen Menschen aus der Region und weit darüber hinaus zugute, bei nationalen und internationalen Anlässen. Sind aber grösstenteils finanziert von der Standortgemeinde. Was zu erheblichen Belastungen führt», stellte Ralph Engel, Abteilungsleiter Anlagen und Betriebe Stadt Romanshorn, die Situation der Hafenstadt dar. Zwar würden Nachbargemeinden freiwillige Beiträge leisten, doch fehlten verbindliche Strukturen.

Neben steigenden Sozialhilfe- und Gesundheitsaufwänden stellten insbesondere die Infrastrukturaufwände grosse Herausforderungen dar.

Öffentlicher Verkehr − Öffentliche Sicherheit
Gabriel Macedo, Stadtpräsident Amriswil, zeichnete die Situation der Stadt nach: «Als Verkehrsknotenpunkt und Drehscheibe für den ganzen Oberthurgau, werden Bahnhof und Busbahnhof in Amriswil täglich von sehr vielen Pendlern genutzt.» Damit dieser Verkehr auch künftig effizient und sicher abgewickelt werden könne, investiere Amriswil rund 10,5 Millionen Franken in den neuen Bushof und die Neugestaltung des Bahnhofplatzes. «Das sind nicht nur Investitionen in Amriswil, das ist ein regionales Infrastrukturprojekt. Die Region profitiert direkt – doch die planerische Verantwortung, die Organisation und die Finanzierung liegen bei uns», so Macedo.

Auch bezüglich öffentliche Sicherheit (für alle) nehme Amriswil viel Verantwortung auf sich und schuf mit einem neuen Sicherheitskonzept Rahmenbedingungen, um beim Bahnhof (Videoüberwachung), im Schulareal und in der Innenstadt für mehr Präsenz, Ordnung und Prävention zu sorgen. «Die Wirkung ist regional, die Kosten bleiben lokal.»

Zukunft der Bibliothek ist ungewiss
In Weinfelden stehe die Herausforderung Zentrumslast unter anderem beim Angebot für Bildung und Kultur. «Die Regionalbibliothek verzeichnete 2024 über 42’000 Besuche und gehört damit zu den meistgenutzten Kultureinrichtungen der Region. Über 40 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer stammen aus umliegenden Gemeinden. Dennoch trägt die Standortgemeinde den grössten Teil der Kosten», zeigt Vizestadtpräsident Valentin Hasler auf. Die Bibliothek stehe nicht nur finanziell, sondern auch strukturell vor grossen Aufgaben, was hohe Investitionen erfordere, um ihren Fortbestand zu sichern. Er resümiert: «Ohne Entlastung ist die Zukunft der Regionalbibliothek ungewiss. Sie wirkt weit über die Stadt hinaus, wird aber überwiegend aus Mitteln der Standortgemeinde finanziert.»

Die kantonalen Zentren sich einig: Damit zentrale Infrastrukturen, Bildungs-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen im Thurgau eine Zukunft haben, «braucht es eine gerechtere Finanzierung. Zentrumslasten müssen im kantonalen Finanzausgleich deutlich stärker abgegolten werden.»

Redaktion


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