Goldgräber

  16.03.2023 Kolumnen, Uttwil

Wie eine alte verlassene Goldmine präsentiert sich auf dem Seewanderweg unmittelbar nach der Amriswiler Badi und dem Camping eine Bauruine. Sie wird umrahmt von einem imposanten Schiffskörper aus Beton und Glas − im Fachjargon die Parzelle Nummer 1. Die Bauruine ist mittlerweile zu einem kleinen und von Neophyten eroberten Biotop geworden. Baugrube und Schiffskörper sind Zeugen vergangener Zeiten, als sich Uttwil so richtig in Goldgräber-Stimmung wähnte. Eine grosse Reederei versprach den Zugang des beschaulichen Bodenseedörfchens zu den Weltmeeren. Milch und Honig − oder treffender Gold und Silber − sollten fliessen. Doch dann der plötzliche Rückzug der Reederei zurück in die hanseatische Heimat aufgrund eines Todesfalls des Heilsbringers.

Aber der Goldgräber-Stimmung nicht genug. Ein weiteres tolles Projekt sollte Reiche aus der ganzen Schweiz und Europa an den Bodensee locken. Eine hoch geschützte Wohnanlage mit Butler-Service und allem Drum und Dran, genannt «Le Port du Navire», stand nun auf dem Menüplan einer Investorengruppe. Die Presse schaute gespannt auf das Vorhaben. Doch dann, zerstrittene Aktionäre und ein Konkurs. Geblieben sind einmal mehr grosse Träume.

Zu guter Letzt fragt man sich am Uttwiler Stammtisch, was als Nächstes auf besagter Parzelle Nummer 1 aufgetischt werden soll. Da kam plötzlich aus der Runde der Vorschlag, dass man doch quasi ein Uttwiler «Crypto-Valley» realisieren könnte. Der scheidende Gemeindepräsident wäre für ein Projekt doch prädestiniert – dies als versierter Finanzfachmann und Mann mit unbändigem Tatendrang, der sich wohl kaum auf seinen Altenteil zurückziehen wird. Der Goldgräbertraum für Parzelle Nummer 1 soll weitergehen.

Die Lachmöwe


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