Bei einer Verschwörung will ein Kreis von Menschen die Ordnung der Gesellschaft stören. Eine Verschwörungstheorie entsteht beim Versuch, einen Sachverhalt oder ein Ereignis zu erklären. Meist handelt es sich dabei gar nicht um Theorien, sondern eher um Mythen, welche mündlich überliefert wurden und deren Richtigkeit nicht bewiesen ist. Viele mögen vielleicht einen wahren Kern haben, der Rest jedoch wird mit Fantasien, Ideologien und Vorstellungen ergänzt.

Doch was passiert, wenn die Wissenschaft einer Überzeugung, sprich einem Glauben aufsitzt und von diesem auch nicht abrückt, wenn es gegenteilige Beweise gibt? Dann entstehen ebenfalls eine Verschwörungstheorie und ein unveränderbares Denksystem, das weder Kritik noch Widerspruch zulässt. Wenn diese Verfechter die Andersdenkenden als Verschwörungstheoretiker bezichtigen, dann dient dies nur dazu, den anderen den Realitätssinn abzusprechen, um sie aus der Diskussion auszuschliessen. So galt es z.B. als Verschwörungstheorie, dass US-Geheimdienste das Internet überwachen, User abhören und unerlaubt Nutzerdaten sammeln. Mit Edward Snowden, der den NSA-Skandal aufdeckte, konnte diese These bewiesen werden.

Oder um den Irakkrieg zu rechtfertigen, gaben die USA an, dass Saddam Hussein im Besitz von biologischen und chemischen Massenvernichtungswaffen sei. Später stellte sich heraus, dass die Geheimdienstinformationen dazu gefälscht waren.

Oder die CIA und die Nazis arbeiteten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zusammen. Dabei wurden Nazi-Wissenschaftler aus Deutschland rekrutiert, um zu vermeiden, dass deren Wissen in die Hände der Sowjetunion gelangt. Zahlreiche Lebensläufe wurden dafür gefälscht, damit die Wissenschaftler in den Vereinigten Staaten arbeiten konnten.

Ergo, nur weil man sich etwas nicht vorstellen kann, heisst das nicht, dass eine kritische Meinung per se eine Verschwörungstheorie ist. Sie sollte zumindest überprüft werden. Eine kritische Grundhaltung kann auch ein Schutzfaktor sein. Nichtprüfung bedeutet ignorante Überheblichkeit.

Pro memoria: Das erfolgreiche Beruhigungsmittel Thalidomid (Contergan) galt sogar als wissenschaftlich geprüft und nebenwirkungsfrei. Heute wissen wir mehr.

Daniel Frischknecht