Häsch gwüsst, dass Fledermäuse wahre Ökodienstleisterinnen sind?

  27.03.2024 Kolumnen, Romanshorn, Salmsach, Uttwil

Seit fünf Jahren schlägt ihr Herz für die winzigen und schnellen Flugkünstler: Verena Hostettler ist die Fledermaus-Schützerin vor Ort.

Begonnen hat es 2018, als plötzlich ein unbekanntes schwarzes Flugobjekt über ihrem Bett gekreiste. Rasch war für Verena Hostettler klar: Das muss eine Fledermaus sein, die sich dank des offenen Fensters in ihr Zimmer verirrt hat: «Ich fragte mich, was jetzt zu tun ist. Nach Recherchen habe ich mir ein Grundwissen über die Langohren angeeignet. Bald schon wurde ich angefragt, als Ansprechperson für Romanshorn und Salmsach zu fungieren. Ich habe zugesagt und rasch einen Pflegekurs absolviert. Heute kann ich Auskünfte geben und mit ersten Pflegemassnahmen Unterstützung bieten», erklärt die Fledermausschützerin.

Flugtrainings
Wenn eine Fledermaus zu ihr gebracht wird, ist diese vielleicht abgemagert oder auch verletzt. Oft brauchen sie als Erstes einfach nur Wasser und Futter in kleinsten Mengen, allenfalls auch Medizin: «Wenn eine Fledermaus als Baby gefunden wird, braucht sie rasch Hilfe. Neben einer recht aufwendigen Aufzucht natürlich auch Flugtraining. Das machen sie instinktiv selbstständig, zum Beispiel in einem aufgehängten Moskitonetz. Nach einigen Wochen werden sie dann dort freigelassen, wo sie gefunden worden sind. In der Hoffnung, dass sie bald Artgenossen finden werden. Wir kämpfen um jede einzelne Fledermaus.»

Quartiere
Wichtig, denn nicht nur entscheidend sind die Wohnquartiere für die kleinen Flieger: «In unserer Region sind mir vielleicht 40 bis 50 bekannt, viele kenne ich natürlich auch nicht. Auch darum sind wir auf die Bevölkerung angewiesen, wenn sie uns Beobachtungen melden, wo Fledermäuse unterwegs sind und eben auch wo sie wohnen. Neben einem

Quartier zum Schlafen und damit verbundenen Flugkorridoren brauchen Fledermäuse auch strukturierte Jagdräume – (grosse) Bäume, Sträucher, Hecken, also ganz allgemein eine reiche Biodiversität. Weil da das Futterangebot viel grösser und vielfältiger ist. Fledermäuse fressen Insekten von Mücken bis hin zu Käfern, grosse Arten sogar Maikäfer. Gerade als Insektenvertilger nützen sie uns sehr, sie sind eigentliche Ökodienstleisterinnen im Kreislauf der Natur.»

Brauchen Hilfe
Im Thurgau leben etwa zwanzig verschiedene Fledermausarten. «In Romanshorn sind es eher kleinere Arten wie die Zwerg-, Mücken- und Rauhautfledermaus und auch Langohren», so Hostettler. Und sie alle seien auch auf die Unterstützung aller angewiesen, sei es bei der Schaffung und Erhaltung von Wohnungsangeboten wie Dachquartieren oder als Alternativen gern auch Fledermauskästen an der Ostseite von Häusern. Oder bei der Gestaltung von «fledermausfreundlichen Gärten», und das heisst konkret: Um Fledermäuse zu fördern braucht es einheimische Hecken und vor allem nachtblühende Pflanzen (wie zum Beispiel Nachtkerze und Geissblatt), eine Reduktion der Gartenbeleuchtung und allenfalls Wasserstellen: «Jetzt, im März und im April wachen sie normalerweise auf und sind sie dann auch wieder zu sehen. Zumindest in der Nacht.»


Markus Bösch

Vor 40 Jahren
Wolf-Dieter Burkhardt hat den „«Fledermausschutz» vor vier Jahrzehnten gegründet. Seit ein paar Jahren wird die «kantonale Koordinationsstelle für Fledermausschutz» von Marius Heeb in Bischofszell geleitet (fledermausschutz-tg.ch) und vom neu gegründeten «Verein für Fledermausschutz» vor allem auch finanziell unterstützt (verein@fledermausschutz-tg.ch).

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