Paul Braun ist mit dem (Film-)Projekt von Longo maï in der Westukraine auf Tour: Er erzählte davon in Romanshorn.

Es ist «eine Utopie inmitten des Chaos», wenn im westukrainischen 3000-Seelendorf Nischnje Selischtsche Binnenflüchtlingen geholfen wird: «Wir setzen als Longo maï unsere Idee, unsere Vision auf zehn Bauernhöfen in sechs Ländern um – nämlich gerechtes, solidarisches und ökologisches Handeln. Seit 1972. Letztlich zeigen wir damit, dass auch Minderheiten etwas verändern können, gemeinsam für eine bessere Welt», erzählte Paul Braun am Dienstagabend, 5. November, auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen Romanshorn.

«Schöpfe Energie aus Kontakt mit Menschen vor Ort»
Im Sommer 2022 ist über deren Aktivitäten in der Westukraine vom französischen Fernsehen ein Film gedreht worden. Just nach dem russischen Angriffskrieg. Darin kommen die solidarisch handelnden Landwirte des Bauernbetriebes und eine junge Juristin zu Wort: Für sie alle war klar, dass das Handeln für eine gerechte Gesellschaft auch bedeutet, den zahlreichen Binnenflüchtlingen zu helfen. Mit einer Notunterkunft, mit einer der Situation angepassten Kantine, mit einem langfristig angelegten 10-Familien-Projekt, mit zahlreichen Materiallieferungen: «Wir tun das zusammen mit Stiftungen, mit Freiwilligen wie zum Beispiel den französischen ‹Electriciens sans frontieres›, die bei uns Solaranlagen installieren. Und auch mit der einheimischen Zivilgesellschaft. Denn eine solche gibt es trotz aller Probleme in der Ukraine. Ich selber schöpfe meine Energie auch aus dem Kontakt mit den Menschen vor Ort», so Braun. Im Film angesprochen wird auch ein geplantes Wintersportresort in geschützten Wäldern in den Karpaten an der Grenze der Ukraine zu Rumänien: Für die Protestierenden vor Ort ist klar: «Inmitten von Krieg und Klimakrise gilt es, die Menschen zu retten und die unberührte Natur mit den Wäldern zu schützen.»

Markus Bösch